Der Brexit, die Banken und Finanzen:

Spekulationen gestrichen?
Der Banken-Verband rechnet mit einem harten Brexit. Es sei unwahrscheinlich, dass in den kommenden zwei Jahren neben dem Austritts- auch ein umfassendes Wirtschaftsabkommen geschlossen werden könne, das den gegenseitigen Marktzugang regelt, so Bankenpräsident Hans-Walter Peters gegenüber der Presse.

Das Interesse an guten Beziehungen bliebe weiterhin bestehen, ein „Cherry-Picking“ dürfe es in den Verhandlungen aber nicht geben, so Peters weiter. Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling sieht bei der Drittstaatenregelung die Gefahr eines Flickenteppichs an Regulierungen und „ein mögliches Wirrwarr von Einzelentscheidungen bei der Zulassung“, wie er in einem Vorabbericht am Tag vor dem Brexit bei der „Süddeutschen Zeitung“ verlauten ließ.

Brexit und die Banken

Wird Frankfurt das neue London?

Für London als vielleicht der wichtigste Finanzplatz der Welt wird sich definitiv etwas ändern, da die neue Bedingungen und Auflagen die wirtschaftliche Attraktivität mit größter Wahrscheinlichkeit senken. Frankfurt wird London aber nicht in dem Maße beerben, wie es so mancher glauben mag. Einige Geschäftsbereiche – voraussichtlich die kundennahen – könnten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit durchaus dorthin verlegt werden.

Das würde aber auch wieder eine Großzahl an Dolmetschern erfordern. Hier hätte beispielsweise Dublin als Standort klare Vorteile, wenn es um den amerikanischen Markt geht. Die Iren und die Luxemburger werden wahrscheinlich noch weiter in den Fokus rücken, als bisher, wenn es um die Vermögensverwaltung und die Fondssparten geht. Die logische Folge wird sein, sich in diesen Bereichen eher noch weiter auf ein bekanntes Umfeld einzulassen, als sich einen neuen Standort zu suchen.

Frankfurt wird also eher ein „Teilerbe“ antreten und nicht eine komplette Nachfolgerschaft. Eine Niederlassung in Frankfurt, dem Sitz der EZB, ist besonders für Einlagenkreditinstitute interessant. Für die Bankerlaubnis in Deutschland braucht es einen Geschäftsplan, der zeigt, dass das Institut wirtschaftlich nachhaltig am Markt bestehen kann – es wird also nicht genügen, dort einfach einen „Außenposten“ zu errichten.

Bedeutet der Brexit den europäischen Banken-Exodus?

Bei den in London ansässigen europäischen Banken ist ein richtiger „Mitarbeiter-Exodus“ zu verzeichnen – Stellen werden zu Tausenden verlagert oder Teils auch schon mal gestrichen. Der Vorstand der HSBC, der größte europäische Bank, kündigte bereits an, einen Teil ihrer Aktivitäten und damit 1000 Stellen aus London abzuziehen. Es sind hier vor die allem Investmentbanker – also auch rund 20 Prozent des Umsatzes – die nach Paris verlagert werden. Nicht nach Frankfurt, wo bereits nicht nur die Spekulanten von Luxusimmobilien frohlockten, weil man durch den dortigen Sitz der EZB den garantierten Magneten für alle großen Banken versprach.

Auch die anderen Großen, wie Goldman Sachs und Morgan Stanley, starten nun mit dem Abzug der ersten Mitarbeiter aus der britischen Finanzmetropole London. Ebenso beginnen weitere Banken ihre diesbezüglichen Pläne umzusetzen und suchen nach Büros. Die Deutsche Bank, der deutsche Branchenführer mit gut 5000 Mitarbeitern in London, überrascht: Sie setzt ein Zeichen der Treue und verfolgt ihre Umzugspläne innerhalb Londons trotz Brexit weiter. Hierfür hat sie eigens eine Anzeige in der Financal Times geschaltet und plant Berichten nach gegenwärtig für das Jahr 2023 einen Umzug.

Dies wäre quasi die unmittelbare Nachbarschaft zur Barclays Bank, um mehrere Londoner Standorte der Deutschen Bank zu vereinen. Ob dieses Vorhaben weiterhin, wie bisher geplant umgesetzt wird, ist noch unklar. Im Moment sollen Gespräche über einen 25 Jahre laufenden Mietvertrag im Gange sein, die auch erhebliche Änderungen am Gebäude-Design mit sich ziehen würden. Welche Investitionen der Brexit für alle Banken nach sich ziehen wird, wird die Zeit noch zeigen – die Bankenwelt rüstet sich schon größtenteils für den für den „Worstcase“- positive Spekulationen scheinen komplett gestrichen.

Quellen:

Großbritannien erklärt Austritt – Bankenverband erwartet harten Brexit

https://www.der-bank-blog.de/grossbritannien-scheidung-brexit/bankenverband/26868/
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/kapitalmarkt/brexit-diese-regulierungen-sollten-cfos-kennen-1398721/
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/banken/harter-brexit-das-kommt-auf-die-banken-zu-1396281/
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/brexit/grossbritannien-verlaesst-die-eu-der-harte-brexit-wird-zum-drahtseilakt-14948466.html
https://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=1&artid=2017062004&artsubm=&subm=ausgaben&ersch_datum=2017-03-29
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/deutsche-bank-haelt-london-die-treue-und-sucht-neue-zentrale-a-1140361.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article163057564/Der-Exodus-der-Banker-aus-London-beginnt-jetzt.html
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/brexit/goldman-sachs-zieht-wegen-brexit-hunderte-jobs-aus-london-ab-14936400.html

Georg Jansen
1966 geboren und nunmehr seit 30 Jahren erfolgreich tätig ziehen sich die Themen "Mensch" und "Vertrieb" als ein roter Faden durch seine Vita. Als Profi ist er mit Herz und Know-how bundesweit im Bereich Personalmanagement tätig. Diese Mischung aus Rheinländer und Unternehmer bringt ihm die Wertschätzung seiner Kunden und Bewerber ein. Er steht für Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Was er tut, ist immer auch mit der richtigen Prise Humor angereichert.